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Tongariro Crossing

"Warum hau ich mir ständig mit 'nem Hammer auf den Kopf?" 
"Weil es so schön ist, wenn der Schmerz nachlässt."
(Grey's Anatomy) 

Nach einem gemütlichen Abend in der „Blue Duck Lodge“ startete der nächste Morgen pünktlich um 7 Uhr. Ziemlich schnell hatten wir unser gesamtes Gepäck im Bus verstaut, denn (wer hätte es gedacht) es regnete mal wieder, oder noch immer.
Ich hatte mich, wie fast die ganze Reisegruppe, dazu entschieden mich durch das gesamte Tongariro Alpine Crossing zu quälen.
Ich benutze hier absichtlich das Verb 'quälen', denn 7 Stunden auf einen Vulkan HINAUF zu wandern, kann ich leider nicht als Spaß bezeichnen. 


Nach einer kleinen Reifenpanne, die sich allerdings über 2 Stunden hinausgezögert hat, kamen wir endlich an unserem Zielort, in Turangi, an.
Hier wurde unsere Kleidung auf die Tauglichkeit für die Tongariro Überquerung getestet und jeder erhält zusätzlich eine dicke Regenjacke und wahlweise dicke Berg-Wanderschuhe.
Da es ja eigentlich Sommer in Neuseeland sein soll, wurden uns keine Eispickel ausgehändigt.

Nachdem jeder das O.K. für seine Kleidung bekommen hatte, fuhr uns ein Shuttelbus zum Ausgangspunkt des Tongariro Crossings im Nationalpark.
Leider müssen wir am Start unserer Wanderung feststellen, dass es nach wie vor nieselt und der Vulkan, dessen Aufstieg uns jetzt bevorsteht, in einer dicken grauen Wolke steckt.
Noch waren wir hoffnungsvoll, dass das Wetter sich „aufklären würde“.




Das Tongariro Crossing führt am Mount Ngauruhoe entlang, an dem Dreharbeiten für die „Herr der Ringe“ Trilogie stattfanden. Dabei diente dieser als Schicksalsberg.
Ich nahm mir vor, ganz Hollywood – like, den Ring, der alle knechtet, im Krater des Schicksalsbergs zu versenken, um Mittelerde vor dem Untergang zu bewahren.
Mit nur ein wenig zögern, startete unsere Gruppe die 7 Stunden Wanderung.
Ein langer und steiniger Weg liegt noch vor uns.

Nach schon 15 Minuten laufen kreisten die ersten zweifelnden Gedanken durch meinen Kopf. Wieder einmal fragte ich mich, die alles beherrschende Frage:
„WIESO?“
„Wieso mache ich eine 7 Stunden Wanderung, wenn ich genau weiß, dass ich wandern nicht mag und langes laufen langweilig finde.“





Eine Antwort konnte ich mir in diesem Moment natürlich nicht geben, aber ich gab die Hoffnung nicht auf, und stapfte weiter den Weg entlang.
Das Wetter war die ganze Zeit neblig und Mordor machte seinem Namen jetzt schon alle Ehre.
Nach einer Stunde wandern, erreichen wir ein Schild, das uns den eigentlichen Start des Crossings ankündigte.

„Was?? Erst jetzt geht’s los?“ war das Einzige, das ich denken konnte. Entsetzen machte sich langsam, aber sicher, in mir breit. Wie um Himmels Willen sollte ich diese Wanderung durchstehen, wenn ich jetzt schon am Schnaufen war?!
Inzwischen hatte sich unsere Gefährten-Gruppe in viele kleine Untergruppe gespalten. (natürlich nicht aufgrund unterschiedlicher Konditionszustände, sondern, um schon mal einige Orks abzumurksen – is ja klar!) 



Nur langsam ist meine kleine 3er Gruppe vorangekommen, denn ab oben genanntem Schild sollten wir Treppen steigen. Jede 5te Stufe musste eine Pause einlegt werden, um neue Energie zu sammeln. Nicht umsonst heißen die Stufen Devil's Staircase.
Ich muss sagen, das war schrecklich. Ich kam mir vor wie eine uralte Frau, die an Asthma leidet und versucht Treppen zu steigen.
Ein Blick nach Oben ließ mich entsetzt aufstöhnen – der Aufstieg schien unendlich zu sein.
Bei jeder Stufe spielte ich mit dem Gedanken umzukehren.
ABER, liebe Freunde, ein Hobbit kennt keinen Schmerz und auch keine Erschöpfung, denn schließlich muss der Ring vernichtet werden.
Nur deshalb, nicht wegen meines Stolzes, bin ich weiter gewandert. 





Mit dem Aufstieg wurde es zunehmend windiger und nasser, denn jetzt steckten wir eindeutig in der Regenwolke fest.
Dick eingepackt in die ausgeliehene Regenjacke und Kapuze hieß es: wandern wandern wandern.
Nach einem erholsamen geraden Wanderweg, der sich später als Vulkansattel in 1600m Höhe herausstellen sollte, mussten wir erneut bergauf steigen. 



Ein ECHTER Hobbit!!! Ich hab ihn gefunden!! :D

Der Wanderweg bestand abwechselnd aus Geröll und riesigen Steinen, oder schwarzem Sand.
Bei 1886 m war der höchste Punkt, der immer noch aktive Red Crater erreicht.
Leider konnte ich kein Bild von diesem, endlich erreichten, Ziel machen da es unglaublich neblig und nass war.


Ab hier lag nur noch der 3,5 stündige Abstieg von uns, der wirklich kein Ende nehmen wollte.

Nach 7 Stunden und 20 km Marsch bin ich endlich schöpft und völlig fertig, aber sehr stolz auf mich selbst am Bus angekommen.


Mein Fazit für das Tongariro Crossing:
  • Das war mein bisher schrecklichster Ausflug!!!!!!!!
  • Anstrengend, Regen, Nass, Kalt, 10m Aussicht und jede Sekunde dachte ich, dass ich es nicht schaffen würde!
  • ….trotz allem war es eine gute Challenge für mich selbst und ich spiele mit dem Gedanken mich noch einmal zu quälen und das Crossing bei schönem sonnigen Wetter erneut zu bezwingen.
  • Ah abschließend, den Ring hab ich vernichtet! Keine Sorge, die Welt ist gerettet ;)

1 Kommentar:

Der Kommentator hat gesagt…

Hab mich gekringelt vor Lachen...
toll geschrieben!

...ABER, liebe Freunde, ein Hobbit kennt keinen Schmerz und auch keine Erschöpfung, denn schließlich muss der Ring vernichtet werden.
Nur deshalb, nicht wegen meines Stolzes, bin ich weiter gewandert.

LOL - Weiter so !